Wind des Herrn, weh in meinem Leben!

Wind des Herrn, weh in meinem Leben!

Aufgeregt und sehr festlich gestimmt, zogen die 15 jugendlichen und erwachsenen Firmkandidatinnen und Kandidaten am Sonntag, 6. Oktober in die Pfarrkirche ein.
Als Firmspender war Mag. Toni Faber gekommen, der immer wieder betonte, dass er vom Bischof mit dieser Aufgabe betraut ist.
Schon in der Begrüßung betonte er, dass dieser Moment zeigt, dass Kirche Bestand haben kann, dass das Leben, das er und viele von uns gewählt haben, Zukunft hat.
Die Firmlinge haben ihm in den Briefen geschrieben, dass der Weg der Vorbereitung etwas gezeigt habe, was ihnen sonst verborgen geblieben wäre, etwas, das einen Mehrwert hat, wie er es nannte.
 
Liebe ist nicht nur ein Wort – Liebe sind Worte und Taten
Unsere Welt ist veränderbar durch aufgeweckte, durch interessierte Christinnen und Christen. Wichtig ist es das zu tun, was jetzt gerade nötig ist, was mir jetzt vor die Augen kommt. Der Hl. Geist, um den in dieser Feier gebetet wird, der den Firmlingen zugesagt wird, er ist es, der an all das erinnert, was wir vergessen würden.
 
„Antworten Sie auf die Fragen des Glaubens, die die Jugendlichen stellen!“
Diesen Apell richtete er an die Firmpatinnen und Paten, die von den Jugendlichen ausgezeichnet sind, weil sie erwählt wurden für dieses Amt. Wichtig ist, wieviel Engagement, wieviel Liebe im Tun liegt, wie das Leben gestaltet ist.
Freundschaft, so Faber weiter, zeigt sich im zueinander-Stehen in der Öffentlichkeit. Zur Kirche gehören ist so ein Zeichen – das bekannten die Jugendlichen, als sie das Taufversprechen erneuerten.
 
Herzlichen Glückwunsch allen Neugefirmten – möge Gottes Geist euch erfüllen!
 

„Gott will nicht die Liebe von Sklaven. Er will die Liebe von Freien!? „

„Gott will nicht die Liebe von Sklaven. Er will die Liebe von Freien!? „

„Gott will nicht die Liebe von Sklaven. Er will die Liebe von Freien!? „

Der Theologe und Priester Paul M. Zulehner, einer der bekanntesten Religionssoziologen Europas, war am 2. Oktober zu Gast in der Pfarrkirche St. Johann Evangelist am Keplerplatz, wo er sein neues Buch „Europa beseelen“ vorstellte. 

Er erzählte aber zunächst einmal von seiner Arbeit für den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen, der nach dem Fall des Eisernen Vorhangs vor der Herausforderung stand, Osteuropas Kirche in die neue Freiheit zu begleiten: Welchen Beitrag konnte die katholische Kirche zur Entwicklung des geeinten Europas leisten? Zulehner beleuchtete die Rolle des Evangeliums „im Ringen um Freiheit und Gerechtigkeit“ und war damit mittendrin in seinem Thema. 
Es war auch eine kleine Nachhilfestunde in (Zeit-)Geschichte, mit einigen Abstechern in die Gegenwart. So meinte der Theologe etwa, dass Europa auch heute wieder eine starke Arbeiterbewegung bräuchte.
Und er führte auch Beispiele von Politikern an, die aus seiner Sicht „gestandene Christen“ sind. Er betonte natürlich auch die wichtige Rolle der Kirche in der Gesellschaft. 
Und noch eine Botschaft hatte er für die anwesenden Wiener: „Keine Angst vor Strukturreformen!“ 

Aber zurück zur Geschichte: Da erläuterte Zulehner die Bedeutung der Jahre 1689 (Bill of Rights), 1789 (Französische Revolution), 1848  (Revolution in Österreich), 1945 (Ende des Faschismus), 1968 (Studentenrevolution) und 1989 (Zusammenbruch des Kommunismus). Er hangelte sich entlang dieser Daten durch die jüngere (Kirchen-)Geschichte, erläuterte die damit einhergehenden Entwicklungen und beleuchtete unter anderem, was von der christlich-sozialen Bewegung geblieben ist – und er stellte fest, dass ab der Mitte der 1990er Jahre innerhalb der (vor allem männlichen) Jugend eine neue „Freiheitsflucht“ stattfinde: „Die Leute flüchten vor der Last der ihnen auferlegten Freiheit.“ Mit allen politischen Konsequenzen von Donald Trump bis HC Strache. Dabei kritisierte er auch den Klerikalismus, den auch der Papst bekrittelt: „Wir sind zu pfarrerhörig.“ 
Diese erneut zunehmende allgemeine Obrigkeitshörigkeit versuchte er auch mit dem Risiko zu erklären, das mit der Freiheit einhergeht. Und mit einer Generation von Erben, die derzeit aufwächst, der alles in den Schoß fällt, weshalb sie um nichts kämpfen muss. Freilich spielt auch die neue Unsicherheit in der Arbeitswelt dabei eine Rolle. Zulehner, der auch der Kirche manche Fehler vorhielt („Sie hinkt der gesellschaftlichen Entwicklung um 200 Jahre hinterher“), betonte: „Gott will nicht die Liebe von Sklaven. Er will die Liebe von Freien!“ Der Glaube müsse „vernünftig“ sein. Und die Aufgabe der Christen sei nicht, in den Himmel zu kommen, sondern dafür zu sorgen, dass der Himmel auf die Erde kommt. 

Eine Stunde lang lauschten gut drei Dutzend Zuhörer seinen Ausführungen (in denen er en passant auch gleich die Negativzinspolitik erklärte), die er – unterstützt durch anschauliche Powerpoint-Folien – völlig frei vortrug. Dabei nahm er sich kein Blatt vor den Mund und bezog zu aktuellen Themen klar Stellung. Der Mann weiß, wie und wo er sein Publikum abholen muss. Dieses war im Anschluss dran: Zulehner stellte sich eine halbe Stunde lang verschiedenen Fragen aus den Kirchenbänken. Diese reichten von seiner Einschätzung des Glaubens in unserer Gesellschaft („Wir haben viele Katholiken im Land, aber nicht alle, sind Christen“) über den Zölibat, Frauenpriestertum und die Notwendigkeit, große Kirchengebäude für kleiner werdende Pfarrgemeinden zu erhalten bis hin zur Bedeutung der Wandlung und der Fußwaschung für Gottesdienstbesucher. 
Mathias Ziegler

Paul M. Zulehner: Europa beseelen
Patmos Verlag; 176 Seiten; 16 Euro

Mehr Info:
www.zulehner.org/site/shop/neuerscheinungen

 

 

Firmung

Firmung

In der Zeit des Übergangs vom Kindsein zum Erwachsenwerden stellen sich viele Fragen: Wer bin ich? Was ist wichtig, wirklich wichtig? Wo gehöre ich hin und was bin ich wert?
An diesen „Knotenpunkt“ hat die Kirche das Sakrament der Firmung gesetzt. Sakramente
sind Zeichenhandlungen, die uns mit allen Sinnen spüren lassen: Gott ist nah, er begleitet
mich.
Die geschichtliche Wurzel der Firmung liegt in der „Vollendung der Taufe“, die die Aufnahme in die konkrete kirchliche Gemeinschaft ist. Diese Aufgabe fiel früher dem Bischof zu, der in einer Feier taufte und firmte.
Da die Gemeinden größer wurden, gab der Bischof den Auftrag zur Taufe an die Pfarrer.
Um aber den Bezug zur eigentlichen Integrationsperson nicht zu verlieren, blieb die
Firmung dem Bischof (oder seinem Vertreter) vorbehalten.
 
Unsere Firmkandidatinnen und Firmkandidaten haben sich ein Jahr lang auf dieses
Sakrament vorbereitet. Sie haben Fragen gestellt – und es haben sich ihnen neue Fragen
aufgetan. Sie haben versucht, ihren Schritt in und mit der Kirche zu gehen, sie stehen vor
großen Entscheidungen in ihrem Leben. Sie brauchen unser begleitendes Gebet, unsere
Aufmunterung und unsere Zuversicht, dass sie ihren Weg mit Gott gehen werden, weil
wir aus unserer Erfahrung wissen, dass ER uns niemals aus seiner Liebe entlässt.
 
SYMBOLE DER FIRMUNG:
Handauflegung: zeigt im Alltagsleben: jemand gibt mir Halt, ist für mich da. In der Geschichte der Kirche hat es auch immer etwas mit der Übertragung von Aufgaben und Ämtern zu tun. (Und wenn wir heute so oft vom „Priestertum aller Getauften“ hören, dann liegt darin eine Begründung für unsere gemeinsame Aufgabe, in der Kirche Verantwortung zu übernehmen – übertragen durch den Beauftragten der Kirche.)
 
Salbung mit Chrisam: auch hier wissen wir aus unserem Alltag von der heilenden und wohltuenden Kraft von Öl. Früher wurden besondere Ämter, etwa das des Königs, mit einer Salbung übertragen.
Bereits bei der Taufe wurden wir gesalbt – jetzt wird es vollendet: Als Gesalbte gehören wir
ganz zu Christus und haben den Auftrag ihn in unserer Welt zu verkünden, d.h. ihn spürbar zu machen und zu versuchen, seinen Weg zu gehen.
 
Das deutende Wort zur Salbung ist: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist“. Firmung ist eine Besiegelung: sie bewirkt die Zugehörigkeit zur Kirche, mit allen Rechten und Aufgaben.