Kara das althochdeutsche Wort bedeutet Klage, Trauer.

Die drei Tage des Leidens und der Auferstehung des Herrn sind Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres. Es geht um das innerste Geheimnis unseres Glaubens, das wir in jeder Messe betrachten, in diesen Tagen aber in ganz besonderer Weise.
Die Gedächtnisfeier am Karfreitag besteht aus zwei Teilen:
* dem Wortgottesdienst mit den großen Fürbitten und
* der Kreuzfeier.
Heute feiern wir keine Messe, sondern wir gedenken der letzten Stunden Jesu in dieser Welt. Wir folgen ihm in seiner Angst, seinen entsetzlichen Qualen, seinem Sterben in völliger Verlassenheit. Heute wird daher das Kreuz im Mittelpunkt stehen. Die Kreuzfeier nimmt den Platz der Kommunionfeier ein, sodass wir Gelegenheit haben, uns mit Jesus in seinen bittersten Stunden zu identifizieren und dadurch seine Nähe zu spüren. Durch unsere Versammlung um das Kreuz wollen wir die Kreuzfeier ganz unmittelbar auf uns wirken lassen.

In der Kreuzverehrung haben wir Gelegenheit, ein Zeichen unserer Betroffenheit und unserer Bereitschaft, auch unser persönliches Kreuz auf uns zu nehmen, zu setzen. Durch die gemeinsame Nähe zum Kreuz wollen wir unsere Solidarität mit Jesus ausdrücken.

Unter dem Kreuz dürfen wir unsere Bitten vor Gott bringen, in der Gewissheit, dass er uns liebt.
Am Priesteramt Christi haben wir seit unserer Taufe Anteil und darum werden LektorInnen in den großen Fürbitten die Anliegen der Welt, der Kirche und unserer Gemeinde vor Gott tragen und nach einer kurzen Gebetsstille rufen wir zum Herrn: Hagios, ho Theos! (Heiliger starker, heiliger unsterblicher Gott, erbarme dich unser)

Im Anschluss an die Feier sind wir eingeladen am Grab, wachend und betend, unserer Trauer und gleichzeitig unserer Hoffnung auf Auferstehung Ausdruck verleihen.
Vielfältig sind die Bräuche und Gedanken, die die Menschen zu Karfreitag, dem Todestag Christi, vollziehen. Die Glocken schweigen, die Kinder rufen mit ihren Ratschen zum Gebet. Am Gründonnerstag oder Karfreitag säte man sogar Blumen, zum Beispiel Nelken, Maßliebchen und Levkojen. Sie sollten dann besonders bunt und voll werden.
Besondere Kräfte spricht man dem Karfreitags-Ei zu, das Ei, das an diesem Tag gelegt wurde, war früher für die Schulkinder wichtig. Man hat die gebackenen großen und kleinen Buchstaben des ABC ganz fein verhackt und mit dem ebenfalls fein-gewiegten hart gekochten Karfreitags- Ei vermengt und den Kindern zu essen gegeben, die im Frühjahr zur Schule kamen. Das sollte ihnen das Lernen erleichtern und sie schlau machen.

Am Karfreitag unterbleibt alle Werktagsarbeit. Es darf auch keine Wäsche draußen hängen, das bringt Unglück.
Auf dem Lande gab es für den Karfreitag bestimmte Verbote. Weil die belebte und die unbelebte Natur an der allgemeinen Trauer teilnehmen sollte, unterblieben alle geräuschvollen Arbeiten, vor allem das Graben und das Pflügen, um den Herrn nicht im Grabe zu stören. Handwerker arbeiten vor allem nicht mit Werkzeugen aus Eisen oder solchen Werkzeugen wie Zange und Hammer, die an die Marterwerkzeuge erinnern.
Es war auch üblich, das Herdfeuer zu löschen, um es mit dem Osterfeuer nach dem Gottesdienst neu zu entfachen.
Dafür ist es durchaus üblich, gerade an diesem Tag im Obstgarten zu arbeiten, man schlägt die Obstbäume, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern, schüttelt das welke Laub heraus, umwindet sie mit Strohseilen und begießt sie möglichst mit geweihtem Wasser.
Karfreitags-Brezeln sind Symbole der Fesseln Christi. Es war in Süddeutschland Sitte, dass der Bräutigam seiner Braut an diesem Tag Brezeln brachte, bis zu vier Dutzend, auf einem Stecken aufgefädelt.