Auf den Stiegen vor der Kirche am Keplerplatz singen etwa 50 Kinder des
Chors von Superar mit Begeisterung. Ihre Bewegungen folgen dem Rhythmus
der Lieder und sie klatschen in die Hände. Die Zuschauer, die sich
zahlreich versammelt haben, unter ihnen eine Schar frisch geschminkter,
strahlender Kinder, applaudieren und lassen sich von der Freude der
Kinder anstecken.
Dies ist der Beginn der Langen Nacht der Kirchen in St. Johann. Hoffnung
ist das Thema. Und wenn die Lebendigkeit hier vor der Kirche kein
Hoffnungszeichen ist, was dann?
In der Kirche setzt sich das Programm mit der Eröffnung der
Fotoausstellung von Johannes Puschner fort. „0,00078% der Erde“ ist der
Titel der Ausstellung, die unberührte Naturlandschaften aus
unterschiedlichsten Ländern zeigt. In besonderen Lichtstimmungen treten
Natur und Licht in einen zauberhaft harmonischen Dialog, der das Auge
des Betrachters zum Verweilen und Staunen einlädt.
Der Hoffnungsschimmer der Natur begegnet den Besuchern der Langen Nacht
auch im Mittelgang der Kirche, wo eine Begegnung ungewohnter Art
stattfindet. Zwölf zarte, junge Apfelbäumchen stehen da und die
Musikerin Maria Gstättner tritt mit ihrem Fagott in einen musikalischen
Dialog mit den Bäumchen, dem Kirchenraum und den Texten, die Altpfarrer
Ladislaus Loucky einfühlsam vorträgt.
Begegnung im Dialog gibt es bei den anschließenden Gesprächen: im „World
Cafe“ kommen Menschen ins Gespräch darüber, wie Zukunft hoffnungsvoll
gestaltet werden kann. Die „Lebendige Bibliothek“ lädt zum Kennenlernen
von Menschen ein, die von ihrer besonderen Herkunftsgeschichte und aus
dem Schatz ihrer Lebenserfahrungen erzählen – im Dialog kommt es
gleichsam zum spannenden Erkunden der „lebendigen Bücher“.
Alle Bankreihen der Kirche sind gefüllt, als Timna Brauer zum letzten
Programmpunkt aus den Memoiren Arik Brauers liest und dazu bekannte
Lieder ihres Vaters singt. Es sind dies ergreifende Geschichten, mit
Humor gewürzt, die anekdotisch und hoffnungsvoll aus der Nachkriegszeit
berichten. Sie lassen aufhorchen und mitfühlen, was das Leben in Frieden
und Freiheit für den Künstler Arik Brauer und Wegbegleiter bedeuteten.
Viel zu schnell zieht das Programm der Langen Nacht vorbei. Aber die
Eindrücke sind tief und begleiten die Besucher. Freuen würde es uns,
wenn die Besucher auch ein bisschen Freude und Hoffnung mit auf den Weg
nehmen. PP
Fotos: P. Puschner