Josef Grünwidl
Neuer Erzbischof von Wien


 
Wir freuen uns und gratulieren Josef Grünwidl herzlich zu seiner Ernennung zum Erzbischof von Wien.
„Gott will mich nicht perfekt, sondern verfügbar!“ So Grünwidl in seiner ersten Pressekonferenz, als er begründete, warum er jetzt dieses Amt doch übernimmt.
 
Seelsorger, Teamplayer und Brückenbauer – so sieht sich Josef Grünwidl und so sieht er auch seine Aufgaben.
 
Lebenslauf und seelsorgerliches Wirken
Josef Grünwidl wurde am 31. Jänner 1963 in Hollabrunn geboren und wuchs im nahegelegenen Wullersdorf auf, unweit des Benediktinerpriorats Maria Roggendorf. Nach der Matura am erzbischöflichen Aufbaugymnasium in Hollabrunn trat er 1981 ins Wiener Priesterseminar ein und studierte Theologie an der Universität Wien. Gleichzeitig belegte er das Konzertfach Orgel an der Musikuniversität. Während eines Studienjahrs in Würzburg fiel die Entscheidung: „Musik bleibt mein Hobby, Priester wird mein Beruf.“ 1987 wurde er durch Weihbischof Helmut Krätzl zum Diakon und, 1988 von Kardinal Franz König zum Priester geweiht.

Sein seelsorglicher Weg führte ihn zunächst als Kaplan nach Wien-St. Johann Nepomuk (ab 1988), dann als Kurat an die Dompfarre Wiener Neustadt (1991) und als Diözesanjugendseelsorger (1993) in die überregionale Arbeit. Von 1995 bis 1998 war er Sekretär des frisch ernannten Erzbischofs Christoph Schönborn. Danach war Grünwidl viele Jahre Pfarrer in mehreren Gemeinden des südlichen Niederösterreichs, darunter Kirchberg am Wechsel, Feistritz, St. Corona und Trattenbach. 2007 wurde er Dechant, ab 2014 Pfarrer von Perchtoldsdorf. 2016 folgte die Wahl zum geschäftsführenden Vorsitzenden im Wiener Priesterrat, 2023 die Ernennung zum Bischofsvikar für das Vikariat Süd, 2024 zum Ehrenkanoniker des Stephansdoms.
 
Trotz aller Strukturfragen sieht Grünwidl die Zukunft der Kirche nicht primär darin, sondern in der geistlichen Erneuerung. Die Seelsorge brauche weniger Funktionäre, sondern vielmehr „Mystikerinnen und Mystiker“, so sein Credo. Wer kirchlich tätig sei, müsse zuerst das eigene geistliche Leben pflegen. Menschen mit „abweichender Lebensführung“ oder Glaubenszweifler sollten auf „ein liebendes Herz“ treffen, es braucht eine persönliche Christusbeziehung, sowie regelmäßiges Gebet, Schriftlesung und Eucharistie. In einer Zeit, in der die Zugehörigkeit zur Kirche zunehmend zur bewussten Entscheidung werde, plädierte er für stärkere Begleitung und eine glaubwürdige Verkündigung: Das Evangelium sei „die beste Botschaft, in der es um Frieden, Versöhnung, Gemeinschaft und Hoffnung geht“.

Foto: © Kathpress / Henning Klingen