Geh mit Christus, der dir vorausgegangen ist

– zu den Bedrängten, um ihnen die Hand zu reichen,

– zu den Müden, um ihnen die Augen zu öffnen,

– zu den Armen, um ihnen Brot zu geben,

– zu den Gefangenen, um ihnen ein Licht anzuzünden,

– zu den Verstoßenen, um ihnen eine Tür aufzutun.

Geh mit dem Frieden Jesu und er wird dein Friede sein.

Fastenzeit

40 Tage Fastenzeit – von Aschermittwoch bis Ostern. (Gezählt sind es 46 Tage – aber die Sonntage sind ausgenommen, weil jeder Sonntag mit der Erinnerung an die Auferstehung ein kleines Osterfest ist.)

Die Zahl 40 ist schon im Alten Testament von großer Bedeutung gewesen: 40 Tage blieb Moses auf dem Berg Sinai, bis er von Gott die Zehn Gebote erhielt (Ex 24,18). 40 Tage und Nächte dauerte der Regen der Sintflut an (Gen 7,12) und genauso lang wartete Noah, nachdem die Berge wieder sichtbar waren, bis er ein Fenster seiner Arche öffnete und einen Raben fliegen ließ. Nach dem Auszug aus Ägypten wanderte das Volk Israel 40 Jahre durch die Wüste (Ex 16,35). 40 Tage und 40 Nächte wandert der Prophet Elia zum Gottesberg Horeb, wo Gott ihm im Säuseln erschien (1 Kön 19,8).

Im Neuen Testament begegnet sie uns wieder mit der Zeit, die Jesus in der Wüste verbrachte, 40 Tage, bevor er seinem Auftrag folgte.

Aschermittwoch

Beginn der österlichen Bußzeit –
Quadragesima (= Vierzig Tage)

Kehrt um und glaubt an das Evangelium – mit diesen Worten wird uns am Aschermittwoch mit Asche, dem Zeichen der Reue und Umkehr, ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet.
Aus den Palmzweigen des Vorjahres wurde die Asche gewonnen – den Zweigen des Jubels.
Wir verbinden mit Asche ja kaum Reinigung, Veränderung und Neu-Werden. Aber doch ist in diesem Zeichen die Kraft der Erneuerung gegeben. Der Eintritt in die 40 Tage soll mich öffnen für die anderen und damit letztendlich mich öffnen für Gott.
 
Im Hinwenden zu anderen zeigt sich etwas von Gott.
 
Im Sprechen von Trostworten und im Mut-Machen zeigt sich etwas von Gott.
 
Im sich zum Gebet Versammeln zeigt sich Gott.

In der frühen Kirche mussten Menschen, denen eine Kirchenstrafe auferlegt worden war, ein Bußgewand anziehen, sie wurden mit Asche bestreut und durften bis zum Gründonnerstag nur den Wortgottesdienst mitfeiern.

Violett

Die Farbe, die sich in der Advent- und Osterzeit zeigt, ist die Farbe der Umkehr, der Besinnung.

In fast allen Farbtests, Untersuchungen und Beschreibungen wird dieser Farbe etwas Geheimnisvolles, Mystisches und vor allem zwischen zwei Polen Stehendes zugesagt: das Rot, das lebendig ist, Zeichen für aktiv sein und das Blau, das auch für das Beschauliche, das Ewige stehen kann. Die psychische Wirkung reicht von niederdrückend, melancholisch bis hin zu sehr sehnsüchtig.

In der religiösen Kunst wird Christus, der Mittler zwischen Gott und Menschen, besonders auf seinem Leidensweg mit einem violetten Mantel dargestellt, ganz im Gegensatz zu Darstellungen, die ihn als Herrscher in einem purpurroten Kleid sehen lassen.

Fastentuch

Es stammt von dem Brauch in der Zeit vor Ostern Bilder, Gegenstände zu verhüllen, um den strahlenden Glanz in der Fastenzeit zu bannen.
Eine Aufforderung ein Tuch anzubringen, das den gesamten Altar verhüllt, findet sich erstmals um das Jahr 1000. Aelfric, der um 1006 verstorbene Abt des Klosters Winchester, erwähnte in seiner Predigt den Brauch zwischen Altarraum und Kirchenschiff ein Tuch zu spannen. Dieses Verhüllen des Altares verhinderte, dass die Gläubigen das Geschehen mit den Augen mitverfolgen konnten – sollte also ein Fasten für die Augen sein.

Später unterteilte man das Tuch in gleich große Felder und stellte die biblische Geschichte dar. Der Aspekt des Belehrens trat dabei in den Vordergrund, konnte doch ein großer Teil der Menschen damals nicht lesen.
Das größte und älteste Fastentuch in Österreich ist im Dom in Gurk und wurde 1458 von Konrad von Friesach geschaffen.

Die Fastenzeit als eine Zeit nützen, in der wir unsere Einstellungen zum Leben neu betrachten, manches verändern und so zu Ostern neu werden, Auferstehung mitten im Tag erfahren können.

Pfr. em. Ladislaus Loucky schreibt dazu:

Fasten als Haltung – Fasten als Training

Alle Religionen geben den Menschen bewährte Hilfsmittel an die Hand, eine Art von Werkzeugen, die helfen wollen, dass sie ihre Kräfte für die wichtigen Dinge einsetzen, nämlich dafür, die Welt zu verbessern.

Eines dieser Hilfsmittel ist das Fasten, das allerdings nicht falsch verstanden werden darf: Es geht nicht darum, sich selbst zu kasteien. Im Gegenteil, es geht darum, in den Blick zu nehmen: Was tut mir gut? Was tut mir wirklich gut? Und dazu hilft es, wenn ich einmal auf manches verzichte, was ich sonst so selbstverständlich habe und was ist vielleicht schönes, aber nicht notwendiges Beiwerk?

Der bewusste Verzicht auf manchen Luxus, auch vielleicht einmal wirkliches Fasten lässt uns zugleich dankbarer werden für all das, was wir sonst als selbstverständlich ansehen. Und es schafft Raum für neue Erfahrungen: Wer zum Beispiel hie und da auf Fernsehen, YouTube und Smartphone verzichtet, hat plötzlich wieder Raum, um ein Buch zu lesen oder etwas mit Freunden zu unternehmen, oder einfach nur, um über sich nachzudenken oder zu beten. Verzicht ist also nicht Selbstquälerei, sondern macht frei für neue Erfahrungen.

Fasten – die Kunst des Neinsagens

Ein anderer Aspekt wäre „Fasten“ als Haltung des „Neinsagens“ zu verstehen. Es geht beim Fasten darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, sich nicht selber zu überschätzen, das wirklich Wichtige nicht aus den Augen zu verlieren.

In einem Gedicht mit der Überschrift „Supermarkt“ eines 15 jährigen Schülers heißt es: „Ich wollte nur einen Liter Milch kaufen im Supermarkt, aber es war alles so schön ausgestellt im Supermarkt, dann kaufte ich Schokolade, Apfelsaft, Käse und Sonnenbrillen, alles zum Aktionspreis im Supermarkt, und ich vergaß meinen Liter Milch im Supermarkt.“ Der Schüler hatte das Wesentliche, was er eigentlich wollte aus den Augen verloren.

Ein Gruß dem – der von Gott Überraschungen erwartet

Fasten als die Kunst „Nein“ sagen zu können, auf das kommt es wohl an.

Ein Lied bringt diese Kunst so zum Ausdruck: „Ein Gruß dem Menschen, der aus der Reihe tanzt und nicht dem Trend der Mehrheitsmeinung folgt, sondern täglich nach Gottes Willen fragt. Ein Gruß dem Menschen, der den Widerspruch wagt und nicht längst verschlissene Phrasen wiederholt, sondern seine Ohren öffnet für neue Worte. Ein Gruß dem Menschen, der in guter Hoffnung lebt und nicht im Kreis grinsender Leute sitzt, sondern von Gott Überraschungen erwartet.“ (Johannes Hansen nach Psalm 1)

Fasten also ist eine Haltung, uns in die Kunst des Neinsagens immer mehr einzuüben, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben.

Ladislaus Loucky