Von der Trauer zur Freude – vom Leid zur Hoffnung – vom Tod zum Leben

Mit dem Palmsonntag, oft bezeichnet als das Ostern der Wienerinnen und Wiener, beginnt die Karwoche, die heilige Woche.
Vertrautes Geschehen, auf das wir in dieser Zeit neu und anders hinschauen und hinhören können. Brauchtum, das uns für diese Zeit bekannt ist, kann und soll fast neu belebt werden, damit wir Zuhause in unseren Familien, aber auch alleine spüren, was uns geschenkt ist.

Es ist heuer eine ganz besonders herausfordernde Situation – unser aller Leben läuft anders ab, Sorgen sind zum vertrauten Begleiter geworden. Es gibt nicht die Möglichkeit im einander Treffen, im gemeinsamen Feiern einander zu bestärken, oder auch einmal alle Verantwortung für eine Stunde abzugeben und begleitet zu sein im Gottesdienst. Wir sind darauf verwiesen uns selbst mit dem Geschehen der Karwoche, im Zusammenhang mit unserer derzeitigen Lebenssituation, zu beschäftigen.

So sehr alle unsere Bräuche auch mit den Gottesdiensten verknüpft sind – sie haben heuer die Chance auf eine Belebung, auf Veränderung, weil wir sie je nach Lebenssituation für uns selbst mit Leben füllen müssen. In den kommenden Tagen werden wir Ihnen zu den Texten der Bibel, zu den Texten der Gottesdienst Impulse für das Feiern dieser Tage zur Verfügung stellen. Eine Hilfe, wenn gerade unser Kopf nicht frei ist, eigenes hervorzuholen, eine vielleicht noch neue Idee – damit diese Feiertage nicht im Alltag, in der Sorge untergehen, sondern uns doch hinführen können zu dem, was wir zu Ostern feiern: Auferstehung nach einer langen Zeit der Dunkelheit.

Palmsonntag

Alte und junge, starke und schwache Menschen richten ihren Blick auf Jesus, der als König begrüßt wird. Sein Königtum ist ein anderes als Menschen es kennen. Er kommt auf einem Esel, dem Zeichen des Friedens, dem Zeichen des Einfachen. Mit Palmzweigen wird er begrüßt – in unserem Brauchtum ist das gebelieben. Palmzweige werden in den Gottesdienst mitgenommen und gesegnet.

Die gesegneten Palmzweige werden zuhause hinter dem Kreuz befestigt, in ländlichen Gegenden werden sie auf die Felder und in die Ställe gebracht und sollen vor Blitz und Hagel, vor Seuchen und Missernten schützen. Die Palmzweige, die in der Kirche bleiben, werden im nächsten Jahr am Aschermittwoch verbrannt und die Asche für das Aschenkreuz verwendet.

Segnung der Palmzweige

Die Wochen, die hinter uns liegen, haben uns emotional sehr gefordert.
Wir erleben Angst und Trauer, fühlen uns ohnmächtig, es wird uns zu viel. Dann erleben wir aber auch Mitgefühl, Hilfe, Solidarität. Und nicht übersehen können wir, dass die Natur erwacht, dass neues Leben sich seinen Weg bahnt.
Auch die Feier des Palmsonntags steht in einer großen Spannung. Jesus, der König, kommt nach Jerusalem, voll Freude erwartet und begrüßt. Dann aber die Veränderung: Es werden seine letzten Tage sein, er wird am Kreuz sterben. Und doch – der Tod hat nicht das letzte Wort.
Die grünen Zweige sind ein Zeichen des Lebens. Wir wissen dieses Zeichen des Lebens in diesem Jahr noch mehr zu schätzen als sonst. Gemeinsam bitten wir Gott, diese Zweige zu segnen.

Wenn Sie keine Palmkätzchen bekommen, können Sie auch jeden anderen Zweig verwenden, den Sie bekommen können. Die Palmzweige können Sie selbst segnen, so wie wir immer den Segen Gottes erbitten können:

Guter Gott, segne diese Zweige,
die auch Zeichen des Lebens und der Hoffnung,
der Freude und der Erlösung sind.
Segne aber auch all diejenigen,
die diese Zweige in Händen halten.
Lass uns Jesus treu bleiben in glücklichen Tagen,
aber auch in den dunklen und schweren Stunden unseres Lebens.
Darum bitten wir dich, den wir nennen Vater, Sohn und Hl. Geist. Amen.