Menschen mit besonderen Talenten oder Hobbys in der Pfarre „Zum Göttlichen Wort“ – Fr. Bernadette Percsy

Menschen mit besonderen Talenten oder Hobbys in der Pfarre „Zum Göttlichen Wort“ – Fr. Bernadette Percsy

Interview: Renate Büchl

Diesmal führte mich meine „Talentensuche“ in die Gemeinde „Zur Heiligen Familie“. Die Idee zur Interviewpartnerin kam mir, als ich in der Osternacht das gewaltige Orgelspiel belauschte und bei mir dachte – da muss man schon geschickt und musikalisch sein, um die sogenannte „Königin der Instrumente“ zu beherrschen. Ich interviewte daher eine unserer langjährigen und treuen Organistinnen, Fr. Bernadette Percsy. Zusammenfassend kann ich sie so beschreiben: Sehr ruhige, stets „unsichtbare“ (weil immer am Chor oben), klangmäßig enorm pfeifende Preyerschwester. Die „Spezies“ Preyerschwester muss ich noch genauer erläutern, denn ich gehöre dieser Art auch an – Bernadette ist also sozusagen meine Kollegin. Das sind alle jene Kinderkrankenschwestern, die ihr Diplom im Preyer´schen Kinderspital erwarben und sozusagen etwas „Besonderes“ sind!  
Aber schön der Reihe nach … 


Renate
: Liebe Bernadette, erzähle mir bitte etwas über deine Kindheit. 
Bernadette: Ich bin 1939 in Jugoslawien in Batschka Filipowo, als Jüngste von 7 Kindern einer Bauernfamilie geboren. 
Renate: Echt? Jetzt kenne ich dich schon so lange, aber das wusste ich nicht, kannst du jugoslawisch? 
Bernadette: Nein, wir sprachen schwäbischen Dialekt, und das war auch der Grund, warum wir im Krieg flüchten mussten. Mein Vater ging nach Russland, und meine Mutter verstarb. Unsere Flucht führte uns unter anderem nach Nickelsdorf. Aber schlussendlich landeten meine Schwester und ich bei den Herz-Jesu-Schwestern in Wien, wo ich die Schule besuchte. Ich entschloss mich, auch Ordensfrau zu werden und wurde zuerst Postulantin, dann Novizin und legte dann die ewige Profess ab. 
Renate: Warum bist du dann ins Preyer´sche Kinderspital gegangen? 
Bernadette: Weil dort die Herz-Jesu-Schwestern mit einer Klausur und Kapelle ansässig waren. 
Renate: Das war vor meiner Zeit. Wir hatten in der Klausur unsere Internatszimmer, und die ehemalige Kapelle war ein großer Hörsaal. Wann hast du diplomiert? 
Bernadette: Ich habe 1963 diplomiert und hieß übrigens als Ordensfrau Schwester Luitgardis. 
Renate: Ein tolles Jahr – da bin ich geboren! Wo hast du dann als Kinderkrankenschwester gearbeitet? 
Bernadette: Ich musste in den Operationssaal, aber es hat mir gefallen. 
Renate: Wie kann ich mir das vorstellen? Du warst mit deinem Ordensgewand und dem Schleier im OP? 
Bernadette: Ja, es war aber weiß und über dem Schleier habe ich einen Mundschutz getragen. 
Renate: Jetzt aber zu deinem Orgelspiel – wo und wann hast du es gelernt? 
Bernadette: Mit 11 Jahren begann ich Klavier zu spielen. Als Ordensfrau habe ich Orgel spielen gelernt, damit ich bei den Messen begleiten konnte.
Renate: Wie lange dauert es, bis man Orgel spielen kann? 
Bernadette: Ein Leben lang muss man üben! Ich bin 3 Jahre in die Kirchenmusikschule am Stock im Eisenplatz gegangen und dann habe ich 4 Jahre an der Musikakademie gelernt. Aber ich übe gerne, und es macht mir auch heute noch Spaß. 
Renate: Ich muss gestehen, ich weiß viel zu wenig über Orgeln. Also habe ich ein wenig gegoogelt – „Mr. Google“ weiß ja alles: Die Idee zur Orgel hatte 246 v. Chr. der griechische Ingenieur Ktesibios. Den Luftstrom in den Orgelpfeifen erzeugte er damals noch durch Wasserstrom. Erst später lösten Blasebälge den Wasserstrom ab. Die Auswahl der Töne regelt die/der Organistin/Organist über Register, eine Tastatur u. Pedale. Man spielt mit beiden Händen u. beiden Füßen. Der Klang wird durch Pfeifen erzeugt, die größte Orgel der Welt hat 28.500 Pfeifen und steht in einem Kaufhaus in Philadelphia. 
Bernadette: Ich spiele nur mehr mit einem Bein, denn das andere tut mir weh. Es gibt übrigens pneumatische, mechanische u. pneumo-mechanische Orgeln. 
Renate: Was ist der Unterschied? 
Bernadette: Die mechanische ist mir lieber, denn du spielst und der Ton ist sofort da, bei der pneumatischen kommt der Ton erst später an – das ist laienhaft erklärt. Unsere Orgel wurde von einem Orgelbaumeister aus Graz gebaut und sollte eigentlich wieder gestimmt und abgestaubt werden. Eine sehr gute Orgel steht in der evangelischen Kirche am Matzleinsdorferplatz. 
Renate: Wie bist du eigentlich in die Heilige Familie gekommen? 
Bernadette: Also nach dem Preyer musste ich in die Confraternität, danach nach Hessen – Bad Hernsfeld. Dann trat ich aus dem Orden aus und arbeitete danach noch 16 Jahre im UKH Meidling im OP. Ich bekam eine Wohnung gegenüber der Heiligen Familie. Ich ging 1991 hin, traf auf Pfarrer Leopold Mathias und fragte ihn, ob ich orgeln dürfte – und gleich war ich eingeteilt! 
Renate: Danke für das Interview und danke für deine musikalischen Genüsse! 

Der ehemalige Domorganist Peter Planyavsky schrieb: 

An der Orgel ist das Schöne: es gibt ganz verschiedene Töne. Hoch und tief und dick und dünn, alles im Gehäuse drin.“ 

Fotos: Lange Nacht der Kirchen

Fotos: Lange Nacht der Kirchen

Eröffnet wurde die „Lange Nacht“ in St. Johann mit einem Gottesdienst für verfolgte Christen und alle Opfer der Gewalt, der neben zahlreichen Gästen auch vom Präsident der islamischen Gemeinschaft in Österreich, Ibrahim Olgun, besucht wurde. Ibrahim Olgun betonte im Anschluss an den Gottesdienst in seinen Worten an die Besucher, dass ein friedlicher und respektvoller Umgang der Menschen im Islam ganz wesentlich seien, und dass die islamische Gemeinschaft, wie auch die christlichen Kirchen, Gewalt in jeder Form ablehnen.

In einem beeindruckenden Vortrag unter dem Titel “Siegen heißt, den Tag überleben” berichtete die Journalistin und Buchautorin Petra Ramsauer über die Lage in Syrien und gab Einblick in die Hintergründe der Entwicklungen der letzten Jahre. Bewegend zeigte sie im Vortrag und Gespräch auf, welche politischen Beweggründe und Kalküle hinter dem Leid der Menschen der Konfliktregion stehen und in welcher Hoffnungslosigkeit und psychischen Belastung Kinder im kriegsgeschüttelten Syrien aufwachsen. Arabisch-kurdische Klänge, orientalische Mystik und Poesie standen im Zentrum des dritten Teils unseres Abendprogramms. Das Salah Ammo Quartett sorgte unter dem Titel „Meine neue Heimat” für den musikalischen Zauber, während Nadja Kayali (Ö1) wunderbare Poesie rezitierte.